Tag 199 – 200, 17.04.2025 – 18.04.2025
Tanger, Marokko – Rabat, Marokko, 129 sm gesegelt
Wir sitzen im Cockpit und starren auf das Meer. Kommt da etwas? War das eine weiße Schaumkrone oder ein weißer Bauch?
Wir sind ziemlich nervös und der Grund sind – die Orcas.
3 Mal sind wir inzwischen in dem Gebiet langgefahren, in dem Orcas sein könnten. Bisher hatten wir immer Glück und keine Tiere gesehen.
In der Marina in Tanger liegen die Ruder einer anderen Bali. Der Katamaran wurde vor Tanger von Orcas angegriffen und beide Ruder wurden beschädigt. Eindrückliches Zeugnis, wie schnell es auch anders gehen kann.
Und in unserer Werft wurde an unserem letzten Tag der Trimaran von Claude aus dem Wasser gehoben. Er ist ebenfalls Orcas begegnet.
„2 Sekunden“, sagt er. Dann war es geschehen.
Die Gruppe der Orcas kam in Sicht, ein Orca kam zu seinem Boot, tauchte unters Boot, rammte sein Ruder und verschwand. Er konnte nicht reagieren. Das wars dann. Das Ruder war verbogen, so dass der Trimaran manövrierunfähig war. Er musste in den Hafen nach Tanger abgeschleppt werden.
Geschehen am Cap Spartel – und genau das liegt auf unsere Route.
Die Orcas sind also definitiv zurück in der Straße von Gibraltar. In diesen Tagen gab es vermehrt Sichtungen und Angriffe. Wir machen uns schlau, es gibt verschiedene Webseiten und schon seit Monaten bin ich auch in einer Telegramm Gruppe, in der es einen regen Austausch gibt.
Die Empfehlung: so nah wie möglich an Land fahren, möglichst an der 20 Meter Linie. Wenn Orcas gesichtet werden, sofort Motor an und volle Fahrt Richtung Ufer.
Und so lassen wir dann am 17. April morgens um 8 Uhr die Motoren an und fahren an den Steg der Polizei um auszuklarieren. Das Procedere verläuft wieder problemlos und so könnten wir gegen 9:30 Uhr die Marina verlassen.
Raus aus der Marina und scharf links, immer schön am Ufer lang. Diesmal lassen wir den Wal-Pal nicht auf Stand-by, sondern lassen Ihn gleich ins Wasser.
Wir haben Glück, viele Fischer sind vor uns und so hängen wir uns einfach dahinter. Nach ca. 2 Stunden sind wir am Cap. Kurzzeitig sind wir auf 60 Meter Tiefe, aber eben auch so nah am Ufer wie es geht. Wir umrunden das Cap, der Wind kommt von vorne, aber nur mit 8kn, das merken wir kaum.
Jede Meile nach Süden lässt uns entspannter werden, sollten wir Glück gehabt haben?
Auf Höhe Asilah kommen Fischer zu uns und bitten uns, weiter raus zu fahren, da hier sehr viele und große Netze ausgelegt wurden. Na ja, was sollen wir tun? Wir folgen der Bitte und fahren auf 60 m Tiefe einen großen Bogen um die Netze.
Wieder zurück an der Küstenlinie fordert uns später auf der Höhe des Ortes Larache die Küstenwache auf, weiter raus zu fahren, mindestens 6sm. Wir sind nun schon sehr weit südlich, aber unser Plan war es eigentlich, bis zu unserem Ziel Rabat nah am Ufer zu bleiben. Daraus wird wohl nichts.
So trödeln wir schräg raus und wollen damit Zeit gewinnen. Nach 1 Stunde funkt uns die Küstenwache erneuert an, dass wir direkt die Küste im 90 Grad Winkel verlassen sollen. Jetzt müssen wir wohl, ob wir wollen oder nicht, die Küste und damit die 20 Meter Linie verlassen.
Kaum geschehen, schon sehe ich nach wenigen Minuten etwas aus dem Wasser springen, was in unsere Richtung kommt. Aufgeregt verfolgen wir die Bewegung, bis wir schließlich sehen, dass es Thunfische sind. So schöne Tiere! Wir entspannen uns kurz, bis uns einfällt, dass Orcas ja Thunfische jagen…oh man. Es ist wirklich schade, das wir die Tiere in Ihrem Element nicht genießen können. Aber es geht alles gut, keine Orcas.
In der Nacht halten uns die Fischer auf Trab. Wenigstens sind Sie hell beleuchtet, aber Sie haben kein AIS-Signal, mit dem wir sehen könnten, ob wir ggf. auf Kollisionskurs sind. Gegen 3 Uhr morgens werden es endlich weniger Fischer, der Wind frischt auf und wir können das Vorsegel setzen. Endlich die Maschine aus, die Ruhe ist immer ein Segen!
Am nächsten Tag schaukeln wir mit 3kn gemütlich durch das Wasser. Das ist ziemlich langsam, aber wir haben Zeit. Erst gegen 18 Uhr müssen wir in Rabat sein. Die Marina liegt an einem Fluss und um gefahrlos durch die Hafeneinfahrt und das niedrige (Fluss)-Wasser zu kommen, sollte man möglichst mit der Flut hinein fahren. In unserem Fall also an diesem Tag gegen 18 Uhr.
Wir planen das gut und sind gegen 17 Uhr vor der Hafeneinfahrt. Funken die Marina an, erhalten aber erstmal keine Antwort. Im Vorfeld haben wir einen Service der Marina gebucht, so dass eigentlich ein Boot hinaus kommen müsste um uns dann sicher in die Marina bringt.
Da wir keine Antwort erhalten, gehen wir auf Kanal 16, das ist der allgemeine Kanal und probieren es weiter. Statt der Marina antwortet nun ein anderer Segler, der gerade draußen ist. Er nimmt uns gerne mit in die Marina, so zumindest verstehen wir ihn.
Gesagt, getan. Wir also hinter Ihm her durch die Hafeneinfahrt. Die Wellen sind nur ca. 1,5 m hoch, bauen sich aber durch die schmale Einfahrt und den niedrigen Wasserstand ziemlich auf. Es ist schon sehr beeindruckend. Mit 9kn surfen wir die Wellen runter! Rechter Hand sehen wir die Kasbah, auf der wir im Oktober letzten Jahres bei unserer Rundreise selbst noch standen und aufs Meer geschaut haben.
Und jetzt sind wir hier, mit unserem eigenen Boot! Es ist nicht zu fassen, wir freuen uns unheimlich.
Wir fahren den Fluss entlang, vorbei an kleinen Fischerbötchen. Dann entdecken wir das Boot der Marina, der Mann entschuldigt sich, uns über Funk nicht gehört zu haben und will uns weiter durch den Fluss lotsen.
Überrascht sehen wir, dass der Segler, der uns bis hierher hinein geholfen hat, vor uns eine 180 Grad Wendung macht, um wieder aufs Meer hinaus zu fahren. Er hat uns also nur durch die Hafeneinfahrt gebracht, er selber wollte gar nicht in die Marina.
Wie nett ist das denn bitte schön? Winkend und rufend bedanken wir uns, als er an uns vorbei fährt.
Dann legen wir am ersten Steg an und werden einklariert. Die Beamten sind wieder sehr freundlich und der Papierkram ist schnell erledigt.
Wir verlegen in die Marina, die uns sehr gut gefällt. Beim Anlegen helfen uns Monika und Robert, ein Deutsch / Australisches Paar, das nur ein paar Plätze weiter mit Ihrem Katamaran „Vivere“ liegt.
Wir sind angekommen!
Geschafft fallen wir um 21 Uhr ins Bett, um erstmal so richtig gut auszuschlafen.
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