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Lefkas hinter uns

Leinen los und gleich eine erste Überfahrt

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  • Beitrags-Kategorie:Auf See

Tag 1 – Tag 3, 01.10.2024 – 03.10.2024 10:00 Uhr

Lefkas Griechenland – Porto delle Grazie, Italien 236sm

Am 01.10.2024 um 14:00 Uhr heißt es für uns: 

                              LEINEN LOS!

Es ist immer noch kaum zu glauben, das wir es tatsächlich schon mal bis hierher geschafft haben. Wir sind sehr dankbar und auch schon stolz.

Nicht zu fassen - wir sind unterwegs!
Lefkas hinter uns
Erster Sonnenuntergang auf See

Für uns ging es auch gleich in die erste Überfahrt nach Italien. 

Oft haben wir die Tage davor das Wetter gecheckt und wussten, dass unser Wetterfenster nicht optimal ist. Aber die Zeit drängt, der Herbst kommt mit großen Schritten und mit dem Verkäufer ist vereinbart, dass wir das Boot nach Gibraltar bringen, wo es dann exportiert und final an uns übergeben wird.

Nun gut, sind wir also los und Motoren die Insel Lefkas nach Süden und gegen 17 Uhr auf das offene Meer. 

15 Knoten Wind sind gut für uns und so setzen wir Segel und können auf einem eigentlich recht angenehmen Halbwindkurs starten.

Wenn da nicht die Wellen wären.

Recht hoch, um die 2 Meter und dann auch noch Kreuzsee, d.h. Wellen von verschiedenen Richtungen.

Oben am Steuerstand ist alles gut, aber als es dunkel wird, gehen wir ins Cockpit. Es dauert dann nicht mehr lange, bis die Pütt (Eimer) mein bester Freund ist und auch Rene geht es nicht so doll. 

Die Seekrankheit hat uns erwischt.

Der Autopilot hält das Schiff auf Kurs und so geht immer derjenige, dem es etwas besser geht, auf Wache. Kontrolliert den Steuerkurs und macht den Rundumblick. Den Rest der Zeit liegen wir lethargisch im Salon und schlafen so gut es geht.

Es ist erstmal recht ungewohnt, in der Nacht zu segeln, es ist stockduster da draußen und man sieht wirklich gar nichts. Aber auch daran werden wir uns gewöhnen.

Mit der Sonne am Morgen sieht die Welt gleich viel besser aus und es geht uns auch körperlich besser.

Schon in der ersten Nacht haben wir gesehen, dass unser Lazybag (darin liegen die Segel) herunterhing. Am Morgen haben wir den Schaden begutachtet. Auf einer Seite sind die Lazy Jacks (das sind die Leinen, die das Lazybag halten), gerissen. So mitten auf dem Meer können wir das nur notdürftig flicken, aber es hält bis zum Ende dieser Überfahrt.

Mit der Sonne lässt auch wie angekündigt der Wind und die Wellen nach. Wir können essen und uns auch ausruhen. Dieser erste Tag so auf dem offenen Meer ist sehr schön, viel besser als erwartet. Das ringsum kein Land zu sehen ist, ist überhaupt nicht unheimlich. Wir genießen das glitzernde Meer und die Sonne. 

Gegen 15 Uhr allerdings dreht der Wind auf Süd, nimmt weiter zu und liegt zwischen 19 – 25 Knoten. Auch die Wellen bauen sich wieder auf. Wir können nicht mehr wie geplant Sizilien ansteuern, sondern müssen weiter nördlich, zum italienischen Festland, segeln.

Es ist ein ruppiger Am-Wind-Kurs. d.h. Wind und Welle kommen fast von vorne, der unangenehmste Kurs überhaupt. 

Wir gehen zum Glück noch vor der Nacht mit dem Großsegel in das dritte Reff, das erspart uns ein Segelmanöver in der Nacht. Wir lassen aber eine Maschine mitlaufen, damit wir überhaupt vorwärts kommen. Dadurch läuft das Boot aber sehr unruhig, scheppert in die von vorne kommenden Wellen hinein und ins Wellental runter, was dazu führt, dass es an Bord knallt und rumst und die Wellen laut gegen den Rumpf schlagen.  

Es ist ein ohrenbetäubender Lärm. Für uns ist das alles sehr ungewohnt, in großen Teilen auch beängstigend. Obwohl es uns körperlich besser geht als in der ersten Nacht, finden wir in dieser Nacht kaum Ruhe. 

Wir freuen uns ungemein, als die Sonne aufgeht und am Horizont Land zu sehen ist.

                                                       Nachts im Salon

Ist doch viel schöner mit Sonne
Italien voraus
Unsere gefahrene Strecke

Wir machen den Motor aus und segeln mit fast 5 Knoten Richtung Marina. Es ist so viel angenehmer, ohne diesen ständigen Krach der Motoren.

Learnings:

  1. Attagis macht das, sie ist dafür gebaut, mit hohen Wellen und viel Wind zurecht zu kommen und fällt nicht auseinander
  2. Habe immer einen Plan B
  3. Wir beide sind ein gutes Team
  4. Eigentlich klar aber: Es ist ständig Bewegung im Boot. Es fiel uns schwer, nachts zu schlafen und tagsüber konnten wir den Schlaf kaum nachholen
  5. Nachts zu segeln, ist schon etwas spuki. Zumal, wenn es draußen stockduster ist. Aber die Sonne geht irgendwann wieder auf.
  6. Auch eigentlich klar, aber das wird einem erst bewusst wenn man es erlebt: Es geht nicht zurück, anhalten geht auch nicht und man ist da draußen auf sich alleine gestellt

Schönster Moment: am 3. Tag morgens das Land zu sehen

Schwierigster Moment: Zu Beginn der zweiten Nacht merkten wir, dass wir den geplanten Kurs nicht halten konnten. Es wurde dunkel, Wind und Welle nehmen wieder zu. 
Unsere Starlink-Antenne (schnelles Internet, auch in abgelegenen Gebieten, z.B. auf dem offenen Meer) ging nicht online, weil wir am höheren und damit teureren Tarif gespart hatten. Somit fehlte in diesem Moment die Kommunikation mit der Außenwelt. Wir hatten uns vorher keinen Plan B überlegt, d.h. wohin wir notfalls ausweichen könnten. Nur mit Mühe finden wir eine passende Marina und können den Kurs dann anpassen. 
Über unser Iridium Go (das ist unser mobiles Satelliten-Hotspot-Gerät, das über Satelliten eine Kommunikation herstellt, allerdings ist die Internetgeschwindigkeit sehr langsam) können wir dann später zum Glück aktuelle Wetterdaten abrufen. 
Da müssen wir uns nächstes Mal besser vorbereiten.


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