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Leichtmatrose Kerstin

Tag 314 – 320, 07.08.2025 – 13.08.2025

Spanien Teneriffa

 

Nervös schaue ich bei Booking nach einem Zimmer. Nein nein, nicht für mich 😉

In zwei Tagen kommt meine Freundin Kerstin und sie war noch nie für mehrere Tage auf einem Boot. Und unser Boot….na ja…sagen wir mal: Es schaukelt. Richtig doll. Warum muss sie ausgerechnet den schaukeligsten Ankerplatz bisher für Ihren Urlaub erwischen? Ich mache mir schon meine Gedanken – muss aber feststellen, das diese unbegründet sind. 

Am ersten Tag ist noch etwas Eingewöhnung („Ups, das wackelt ja ganz schön“), dann aber fühlt sie sich zum Glück sehr wohl.

Kerstin fühlt sich nicht nur wohl, sondern verwandelt sich vom Landratten-Neuling in einen echten „Leichtmatrosen in Ausbildung“.

 

Denn, auf einem Boot zu sein, ist nun etwas gänzlich anderes als an Land. Wir sprechen da aus Erfahrung. Hier mal ein paar Herausforderungen:

  • Dinghy-Einstieg bei 2-Meter-Welle? Kein Problem. Tief durchatmen und Kerstin kommt sicher vom Dinghy (unser Beiboot, welches Dank des unruhigen Atlantiks oft ein wild wippendes Gummiboot ist) hoch aufs Boot und umgekehrt. 

  • Schlafen? Die Nächte werden tapfer und ohne Klagen in der Koje verbracht – trotz ständigen Auf und Abs der Wellen und damit des Bootes

  • Immer gut festhalten – Am ersten Tag haben wir darum gebeten, sich an Bord IMMER gut festzuhalten – und egal ob Reling oder Türrahmen – Kerstin hält sich zuverlässig auf dem schaukelnden Boot fest. Stürze? Keine Chance.

  • Alarmmeldungen? Jeder Pieps oder jedes anders klingende Geräusch wird gewissenhaft an die Crew weitergegeben – sehr zur Freude des Kapitäns! 

Und so kommt es, dass wir nach ein paar Tagen offiziell bestätigen dürfen: 

 

Kerstin hat sich die Auszeichnung „Leichtmatrose“ redlich verdient. 🏆😀 

 

Unser Leichtmatrose Kerstin

Aber wir sind ja nicht nur auf dem Boot, sondern machen auch schöne Ausflüge. 

Einen Tag nehmen wir uns einen öffentlichen Bus und bestaunen die im Norden liegenden, bis zu 600 Meter hohen, Klippen „Los Gigantos“. Wir trinken gemütlich einen Cortado und schlendern durch das Dorf. An einem Café knicken wir ein – es gibt Sachertorte! Da können wir nicht widerstehen!  

Unterwegs im Bus
Die Klippen Los Gigantos

Einige Tage später nehmen wir unsere Klappräder und machen eine ausgiebige Radtour entlang der Küste. 

Zur Zeit ist Calima, ein Wetterphänomen, welches auf den Kanaren regelmäßig auftritt. Der Calima ist ein heißer, trockener Wind aus der Sahara, der feinen Staub und Sand mit sich bringt. Wenn er weht, wird die Luft diesig und die Temperaturen steigen oft auf über 30 Grad. 

Die Wärme ist mit Fahrtwind gut auszuhalten und wir halten recht oft an. Es gibt Cortado und dann später ein ausgiebiges Mittagessen im Schatten am Meer, wo es etwas kühler ist und wir zusehen, wie die Wellen gegen die Klippen schlagen. Es ist schön, Zeit zu haben und sich treiben zu lassen.

Radtour entlang der Küste
Pause unter Kakteen

.

Da der Preis unschlagbar ist, beschließen wir, einen geführten Ausflug mit einem Bus zu unternehmen. Das ist bequem und wir müssen uns um nichts kümmern. Frühmorgens um 9:00 Uhr sind wir am vereinbarten Treffpunkt und der Bus kommt zum Glück pünktlich.

Als erstes geht es zum Nationalpark Teide, wir stoppen an den Roques de Garcia. Ich wollte unbedingt nochmal hierher und werde nicht enttäuscht. Auch beim zweiten Besuch ist es sehr beeindruckend. Ich könnte stundenlang dastehen und den Blick in die Weite genießen. 

Danach geht es weiter in den Norden, wo wir eine Stippvisite in Icod de los Vinos machen. Wir sehen uns den berühmten Drachenbaum, „Drago Milenario“ an, das Wahrzeichen von Icod de los Vinos. Schätzungen zufolge ist er zwischen 300 und 800 Jahre alt, etwa 16 – 20 Meter hoch und beeindruckt mit einem Stammumfang von rund 6 Meter. Seit 1917 steht er unter Denkmalschutz. Wir erfahren, dass der Drachenbaum im botanischen Sinn gar kein Baum ist, sondern eine mehrjährige, verholzte Pflanze. Wusste ich auch noch nicht. 

Übrigens, unser Guide ist gut. Er redet sich den Mund fusselig. Zuerst alles auf Spanisch (ich verstehe ca. 30%), dann englisch (da verstehe ich schon mehr, aber nicht alles) und zum Schluss dann auf deutsch (das verstehe ich dann).

Roques de García
Immer wieder beeindruckend

Als nächstes geht es nach Garachico. Auch hier erzählt unser Guide interessante Geschichten. 

Der Ort wurde im 15. Jahrhundert gegründet und entwickelte sich schnell zum wichtigsten Hafen im Norden Teneriffas. Von hier aus wurde Wein, Zucker und Malvasia-Wein in alle Welt verschifft – die Stadt war reich, geschäftig und ein wahrer Handels-Hotspot.

Doch 1706 änderte ein Vulkanausbruch alles: Die Lava strömte direkt auf den Hafen zu, zerstörte ihn fast vollständig und zerstörte viele der ursprünglichen Gebäude. Einige Häuser überlebten, aber der Hafen war verloren und wurde später in Santa Cruz, der späteren Hauptstadt, neu gebaut.

Aber etwas Gutes entstand daraus: die Piscinas Naturales „El Caleon“ – die Meerwasserbecken. Damals zerstörte die Lava fast die gesamte Stadt – heute baden die Menschen genau dort, wo das glühende Gestein ins Meer geflossen ist.

Der berühmte Drachenbaum Drago Milenario
Die Meereswasserbecken in Garachico - das Foto wird der Schönheit leider nicht gerecht

Danach geht es in das Teno Gebirge, genauer gesagt in das Bergdorf Masca. 

Masca war früher so abgeschieden, dass es nur über schmale Maultierpfade erreichbar war. Heute führt eine spektakuläre, sehr kurvige Serpentinenstraßen dorthin – nichts für schwache Nerven. Erst recht nicht, wenn man den Berg hoch fährt und in einem Bus unterwegs ist, der in jeder Serpentine rückwärts fahren muss, um die Kurve zu meistern. Und nein, da sind keine hohen Leitplanken, sondern kleine Steine, die die Straße begrenzen. 🙈 Ich weiß nicht, wie viele Serpentinen es waren, aber es waren einige und alle Menschen im Bus klatschten erleichtert Beifall, als wir diesen Abschnitt endlich geschafft hatten.

Der Tag war lang, aber wir haben wirklich viel gesehen!

Aussicht vom Bergdorf Masca
Eine geführte Bustour ist auch mal schön

Zwischendurch vertreiben wir uns die Zeit gemütlich, chillen an Bord und fahren auch mal in eine andere Bucht, um dort zu baden. Mir ist der Atlantik ja immer noch zu kalt und ich bleibe nicht lange im Wasser. Kerstin dagegen ist in Ihrem Element. Sie planscht lange im kühlen Nass und endlich kommt auch die mitgebrachte Schnorchel-Ausrüstung zum Einsatz. Wir freuen uns, dass es Ihr gefällt!

Ein Besuch in der Hauptstadt Santa Cruz darf natürlich auch nicht fehlen. Hier können wir der Hitze nicht mehr entkommen. Wir machen das Beste daraus, erkunden die Altstadt und folgen einem Tipp für eine Bäckerei, in der wir wirklich leckeren Kuchen essen. (Ich stelle gerade fest, das wir ganz schön viel Eis und Kuchen essen, aber das setzt kaum an, so viel wie wir uns bewegen im Gegensatz zu früher).

Ein künstlicher Salzwassersee an der Playa de España in Santa Cruz
Kerstin fühlt sich wohl an Bord

So viele schöne Momente auf Teneriffa… doch unser nächster Ausflug klingt weniger himmlisch: Es geht in die Höllenschlucht.


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