Tag 207 – 213, 25.04.2025 – 01.05.2025
Marokko/Rabat – Spanien/Lanzarote, 478 sm gesegelt
Apathisch liegen wir im Salon und dösen vor uns hin. Es ist die erste Nacht unserer Überfahrt auf die Kanaren und wie auch schon bei den ersten Passagen fallen uns die ersten beiden Tage und Nächte ziemlich schwer. Alles ist zu viel, wir liegen nur rum und dösen, begleitet von leichter oder wahlweise auch stärkerer Übelkeit.
Der gestrige Start aus Rabat war etwas holprig. Wie auch die Einfahrt in den Hafen von Rabat, so muss auch die Ausfahrt aus Rabat geplant werden. Die Wellenhöhe draußen auf dem Atlantik sollte nicht mehr als 2 Meter betragen, sonst wird der Hafen eh gesperrt.
Wir starten daher erst um 15 Uhr und haben weniger Zeit, uns bei Tageslicht an die Welle zu gewöhnen. Die ersten Stunden werden wir, wenn auch wenig, so doch Gegenwind haben. Wir wollen weiter rausfahren, um den für uns so wichtigen Wind nach Süden zu erwischen. So motoren wir die ersten Stunden.
2 Herausforderungen sind dann recht bald zu meistern: Wir haben vorher in Rabat noch getankt und das versehentlich bis zum Anschlag. Etwas Diesel läuft über und der Gestank verbreitet sich übers Schiff. Rene versucht, die Stellen zu reinigen, doch erst nach 2 Tagen ist der Geruch wirklich weg.
Dann gehen Nachts die Bilgen an. Die Bilgen sind Pumpen, die ganz unten im Boot verbaut sind und eindringendes Wasser abpumpen. Auch hier opfert sich Rene und versucht die Bilgen (kopfüber bei der Welle) trockenzulegen. Ziemlich beunruhigt stellen wir fest, dass es Salzwasser ist.
Wo kommt das Wasser her?
Am nächsten Morgen gegen 10:00 Uhr ist der Wind so gut, dass wir das Vorsegel setzen. Endlich Ruhe im Schiff! Bei 10-15 Knoten Wind segeln wir mit 3-4 Knoten dahin. Den Tag über und auch die 2. Nacht versuchen wir, den verpassten Schlaf der ersten Nacht wieder nachzuholen. Wir liegen im Salon und machen nur das Allernötigste.
Der 3. Tag bricht an und wir setzten gegen 8 Uhr morgens das Großsegel. Das Boot liegt nochmal so viel ruhiger! Gegen 13 Uhr fahren wir eine Halse, d.h. wir gehen durch den Wind und der Wind kommt in diesem Fall von hinten. Mehr Wind kommt auf, 18 – 22 Knoten, zum Glück haben wir rechtzeitig gerefft. Trotzdem zeigt Attagis, was sie kann. Wir düsen mit 5 – 8 Knoten dahin, das ist für unser schwer beladenes Boot richtig gut und wir freuen uns.
Einzig die Welle, die von der Seite kommt, macht diesen Kurs zu einem Schleuderritt. Gutes Festhalten ist wieder angesagt und übel wird einem auch wieder davon.
Aber die 3. Nacht ist dann sehr gut. Wir haben beide knapp 4 Stunden Schlaf abbekommen und fühlen uns ausgeruht und besser. Gegen 8 Uhr morgens schläft der Wind auf 8 Knoten ein und wir müssen die Segel runternehmen und motoren. Wir befürchten schon, den Rest der Passage nur noch mit Motor voran zu kommen.
Aber nachmittags gegen 16 Uhr setzen wir nochmal alle Segel und da der Wind fast von der Seite kommt, reichen die 10 Knoten Wind für 3 – 4 Knoten Fahrt. Wir baumen die Segel noch mehr aus und Attagis nimmt wieder Fahrt auf.
Nachts gegen 3:30 Uhr weckt mich Rene. Draußen sind 19 Knoten Wind und wir müssen reffen. Wir vermeiden Manöver in der Nacht und dann noch müde, aber hier müssen wir leider in Stockdusterheit (es ist Neumond) raus in den Steuerstand. Das Reffen gelingt aber sehr gut und erleichtert gehen wir wieder zurück ins Cockpit.
Der 4. und letzte Tag der Überfahrt bricht an. Es verläuft alles ruhig, aber gegen Mittag sehen wir eine Schlechtwetterfront auf uns zukommen. Wir gehen daher vorsichtshalber in das 2. Reff und der Wind frischt dann tatsächlich auf. Wir haben den ganzen Tag zwischen 15 – 20 Knoten Wind, was für uns und unser Boot perfekt ist. Wir segeln den ganzen Tag.
Und dann – gegen 19:50 Uhr – sehen wir Land!
Die letzten Stunden vergehen. Wir sehen in der Navigation, das wir zwischen 3:00 und 4:00 Uhr morgens ankommen werden und können beide keinen Schlaf mehr finden. Nachts im dunkel ein neues Land und eine unbekannte Ankerbucht anzusteuern, ist immer etwas schwierig. Zum Glück machen wir das nicht zum ersten Mal und um 3:30 Uhr fällt endlich der Anker in der Bucht von Arietta auf Lanzarote.
Wir sind müde, gleichzeitig aber völlig überdreht und voller Adrenalin.
Wir feiern diese Ankunft mit einem Obstwein aus Werder. Der Wein war ein Geschenk zur Hochzeit und hat den Weg über Griechenland durchs gesamte Mittelmeer bis auf die Kanaren mitgemacht. Die Knupperkirsche schmeckt so richtig gut und wir sind total happy und stolz, diese Passage geschafft zu haben.
Wieder eine Meilenstein geschafft!
Es gibt an den Rümpfen Durchlässe, durch die eigentlich Wasser aus dem Schiff gepumpt werden soll. Diese sind offen und bei hoher Welle dringt durch diese Durchlässe eben Wasser in das Boot. Haben wir gefixt.
Am letzten Tag – bitte einmal durchschütteln
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