Tag 328 – 331, 21.08.2025 – 24.08.2025
Spanien Teneriffa
Bevor es zur nächsten Insel geht, wollen wir unbedingt noch einen Ausflug in den Norden unternehmen. Da die Wege in den Norden recht weit sind, beschließen wir, Attagis zum ersten Mal alleine für eine Nacht vor Anker in der Bucht zu lassen. Wir sind nun schon seit einiger Zeit hier am Ankerplatz und sind sicher (so sicher man eben sein kann), dass der Anker hält. Es ist schon ein komisches Gefühl, als wir in den Bus steigen und die Bucht hinter uns lassen.
Über die Hauptstadt Santa Cruz fahren wir in das Anagagebirge. Hier wartet ein ganz besonderes Naturjuwel auf uns: der Laurisilva, ein immergrüner Lorbeerwald, der oft in Nebel gehüllt ist.
Zwischen Baumheide, Lorbeer und Farnen fühlt man sich fast wie in einer anderen Zeit – und das stimmt sogar: Die Laurisilva-Wälder sind Überreste aus der Tertiärzeit und weltweit nur noch auf den Kanaren, auf Madeira und den Azoren zu finden. Ein echter Märchenwald also, mitten auf Teneriffa!
Und wir werden nicht enttäuscht, die Wanderung ist wirklich schön, einfach mystisch!
Sonnenstrahlen fallen durch das Blätterdach, und das satte Grün wirkt fast unwirklich. Der Boden ist weich, bedeckt mit Moos und Farnen. Wir wanderten vorbei an gedrehten Ästen und knorrigen Stämmen – geheimnisvoll und unberührt. Es fühlt sich an, als würde man in eine andere Welt eintauchen. Wir wandern knappt 4 Stunden. Gerne wäre wir noch länger gewandert, aber die Waden brennen und wir sind ganz schön kaputt!
Hier ein paar Fotos vom Wald:
Am späten Nachmittag fahren wir nach La Laguna, wo unser Apartment ist. Trotz unserer müden Beine raffen wir uns nochmal auf und erkunden die kleine Stadt – und sind wirklich überrascht.
San Cristóbal de La Laguna ist ein echtes Schmuckstück. Die Stadt wurde 1496 gegründet und war die erste Hauptstadt der Insel – heute ist sie UNESCO-Weltkulturerbe.
Was La Laguna so besonders macht, sind die historischen Gebäude, bunten Fassaden und hübsche Balkone. Überall gibt es kleine Plätze, schattige Arkaden, Cafés und Läden, in denen man die entspannte Atmosphäre der Stadt spürt. Und noch ein Vorteil – es ist angenehm kühl. Der Ort liegt ca. 600 Meter über dem Meeresspiegel und das merkt man. Hier hätten wir mal mit Kerstin hinfahren sollen, das hätte ihr bestimmt gefallen.
Abends fallen wir in unsere Betten, nichts schaukelt! Ach ist das schön.
Am nächsten Morgen frühstücken wir noch entspannt, bevor wir uns in den Bus setzen und weiter nach La Orotava fahren.
Die Busfahrt dauert zwar nur ca. 45 Minuten, aber unterwegs haben wir ein unerwartetes Highlight: das große Orotava-Tal öffnet sich vor uns. Grüne Landschaft, unten der Atlantik und oben der Teide. Was für eine Aussicht! Am Busbahnhof angekommen, laufen wir zur Altstadt.
Besonders beeindrucken uns hier die Herrenhäuser, teilweise mit kanarischen Holzbalkonen, die über 400 Jahre alt sind. Wir besuchen die ersten zwei Gebäude, bis wir merken, dass quasi an jeder Ecke so ein wunderschönes Gebäude steht. Wenn wir jedes Gebäude besucht hätten, wären wir wohl heute noch dort
Als erstes stolpern wir quasi über die Casa Ascanio. Erbaut wurde es Ende der 1920er Jahre. Heute finden hier Ausstellungen und Konzerte statt. Nachdem wir die pompöse Treppe hochgeschnauft sind, beeindruckt uns der Eingang mit einer breiten Treppe aus Tea-Holz, einem besonders widerstandsfähigen kanarischen Kiefernholz.
Gleich nebenan ist der „Jardin Victoria“. Im 19. Jahrhundert wurde die Anlage von Diego Ponte del Castillo in Auftrag gegeben. Ursprünglich sollten die terrassenförmig angelegten Gärten als Mausoleum für den Auftraggeber dienen. Die katholische Kirche verweigerte ihm jedoch die christliche Beisetzung aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Freimaurerei. Trotzdem wurde das Mausoleum 1884 fertiggestellt, blieb jedoch leer.
Wir schauen uns das Mausoleum näher an und stromern dann durch die wirklich schön angelegte Gartenanlage. Und man hat einen atemberaubenden Blick über das historische Zentrum von La Orotava bis hin zum Teide.
Der nächste Halt ist der Hijuela del Botánico, ein historischer Garten in der Nähe. Der Garten befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Klosters, dem Convento de San José, das 1868 abgerissen wurde.
Der Garten ist nicht sehr groß, beeindruckt uns aber mit seiner Pflanzenvielfalt. Wir genießen bei einem kleinen Spaziergang die Ruhe, die der Garten ausstrahlt.
Hier auf den Kanaren sehen wir übrigens sehr viele Bananenpflanzen. Die Kanarischen Bananen nennt man Plátanos und sind viel kleiner und süßer als die Bananen aus Südamerika. Sehr lecker!
Wir sind noch nicht müde von den vielen Besichtigungen und schauen uns noch ein Museum an, das Casa de los Balcones.
Schon von außen ist das Haus ein echter Hingucker. Es wurde 1632 erbaut und fällt besonders durch seine dreigeschossige Fassade mit den kunstvoll geschnitzten Holzbalustraden auf – typisch für die kanarische Bauweise des 17. Jahrhunderts. Das sieht wirklich schön aus.
Innen erwartet uns kein verstaubtes Museum, sondern ein richtig lebendiger Ort. Wir tauchen ein in den Alltag der wohlhabenden Familien Teneriffas um 1880: elegante Salons mit hohen Decken, ein Esszimmer, in dem man sofort Platz nehmen möchte, und eine Küche, die zwar logischerweise alt ist, aber Lust macht, dort sofort den Kochlöffeln zu schwingen.


Puh, ok so langsam können wir nicht mehr, aber da wir ein Kombi-Ticket gekauft haben, schauen wir uns zum Schluss noch das Museum „Molino de Gofio“ an. Das Museum, das in einem historischen Wassermühlengebäude aus dem 17. Jahrhundert untergebracht ist, gibt uns einen kleinen Einblick in die traditionelle Herstellung von Gofio. Gofio ist ein typisches Grundnahrungsmittel der Kanaren, das schon von den Ureinwohnern (den Guanchen) gegessen wurde.
Es handelt sich um geröstetes und anschließend gemahlenes Getreidemehl – meist aus Mais, Weizen oder einer Mischung. Durch das Rösten bekommt es einen leicht nussigen, aromatischen Geschmack. Wir selber haben es noch gar nicht probiert – das sollten wir unbedingt nachholen!
So, jetzt ist aber auch gut mit Besichtigungen. Wir fahren mit dem Bus 15 Minuten runter ans Meer, nach Puerto de la Cruz.
Aber so richtig hebt uns dieser Ort nicht mehr ab – vielleicht sind wir auch zu müde…Wir schauen uns den Ort etwas an und gehen dann in einem Chinesischen Restaurant lecker essen. Nach den vielen Tapas war das wieder mal eine schöne Abwechslung. Das Restaurant liegt am zentralen Platz und so beobachten wir die Menschen, die hier entlang flanieren.
In Summe war es ein richtig schöner Ausflug – gut, dass wir die Gegend noch einmal genauer unter die Lupe genommen haben. So sehr wir unser schwimmendes Zuhause lieben – ab und zu so eine kleine Auszeit an Land tut uns beiden richtig gut.
Aber jetzt heißt es Abschied nehmen von Teneriffa – es geht zur nächsten Insel!
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